Betroffene, Angehörige und Fachpersonen teilen ihre Erfahrungen mit Brustkrebs. Ihre Einblicke zeigen, wie Unterstützung aussehen kann und was ihnen in schwierigen Zeiten geholfen hat.

Ein Beitrag zu mehr Verständnis und Mut.

Einblicke aus unterschiedlichen Perspektiven

„Jede Nachricht bedeutet unglaublich viel!“

Elena, Brustkrebs-Patientin

Aus der Sicht einer Betroffenen

„Ich habe selbst einen Knoten in meiner Brust ertastet. Zwei Tage später bin ich zu meinem Gynökolgen gegangen. Eine Woche später habe ich die defnitive Diagnose erhalten. Die Anfangszeit, in der man in der Luft hängt und unfassbar viele Termine hat, was sehr schwer.
Ich habe meiner Ärztin viele Fragen gestellt und ziemlich schnell einen Termin bei einer Psychoonkologin erhalten! Momentan habe ich mit leichter Übelkeit und Schwindel zu kämpfen. Draussen spazieren gehen, hilft sehr.“

Bei Elena wurde mit 22 Jahren Brustkrebs diagnostiziert. Die Unterstützung durch ihr soziales Netzwerk und ihre Psychoonkologin empfand sie als besonders hilfreich. Von Aussenstehenden wünscht sie sich ein offenes Ohr und keine Scheu sich zu melden. Jede Nachricht bedeutet unglaublich viel!

„Die Familie war für mich in dieser Zeit sehr wichtig.“

Brigitte, Brustkrebs-Patientin

Aus der Sicht einer Betroffenen

„Ich glaube jeder muss seinen Weg selber finden wie er mit so etwas umgeht. Ich war immer zuversichtlich. Ich habe nichts gegoogelt und keine Zeit mit hadern verbracht und mir immer positive und Lebensbejahende Menschen ausgesucht die mich umgeben.
Ich hatte selbst einen Knoten ertastet. Der Gynäkologe und der Onkologe waren sehr einfühlsam und klar, das hat mir geholfen. Mittlerweile bin ich geheilt und jeden Tag dankbar dafür. Dankbar, dass ich in so guten Händen war während der Krankheitszeit. Diese tiefe Dankbarkeit begleitet mich jeden Tag.“

Bei Brigitte, wurde im Alter von 50 Jahren Brustkrebs diagnostiziert. Nach Operation, Bestrahlung und Chemotherapie ist sie nun geheilt.

„Zu sehen, wie meine Schwester mit dem Krebs umgeht, gibt mir viel Kraft und Hoffnung.“

Sara, Schwester einer Brustkrebs-Patientin

Aus der Sicht einer Angehörigen

„Nach der Diagnose meiner Schwester gab es verschiedene Phasen, in denen unterschiedliche Gefühle dominiert haben - Angst, Trauer, Wut, Hoffnung, Hilfosigkeit. Geplagt haben mich auch die Fragen nach dem Warum - Warum sie? Warum jetzt? Es ist für mich sehr schwierig zu sehen, wenn es meiner Schwester nicht gut geht. Dies ist zum Glück selten der Fall, da sie die Situation extrem positiv und stark meistert.
Wir sprechen offen über alles, was sie beschäftigt. Wir unternehmen aber auch viel ablenkende Aktivitäten. Wenn wir uns nicht sehen können, melde ich mich jeden Tag bei ihr, damit sie weiss, dass sie nicht alleine ist.
Oft habe ich den Eindruck, dass Aussenstehende Hemmungen haben, die Diagnose anzusprechen, weil sie Angst haben, sie könnten alles schlimmer machen oder negative Gefühle hervorrufen. Das isoliert aber die Betroffenen eher aus meiner Sicht und lässt sie alleine.“

Sara begleitet ihre Schwester zu Terminen, half ihr die Haare abzuschneiden und ist präsent und kann ihr so während der Krankheit beistehen. Gespräche mit ihrem Umfeld, das Beibehalten der tägliche Routine sowie Ablenkung in Form von Hobbies und Freunden helfen ihr selbst mit der Situation umzugehen.

„Es sind Kleinigkeiten, die helfen die Krankheit einen Moment zu vergessen oder angenehmer zu gestalten.“

Roman, Mann einer Brustkrebs-Patientin

Aus der Sicht eines Angehörigen

„Meine Frau hatte selbst einen Knoten in ihrer Brust ertastet. Nach der Diagnose war es als hätte uns jemand den Boden unter den Füssen weggezogen - Schock, Angst vor dem Ungewissen!
Besonders schwer für mich waren erneute Rückschläge und wenn meine Frau trotz ihrer positiven Einstellung für eine kurze Zeit nachdenklich und traurig war.
Wir haben stets den Moment genossen und die unschönen und schwierigen Chemotherapie-Termine trotzdem noch zu einem schönen Tag gestaltet. Für mich war es das Wichtigste, dass sie trotz der Krankheit glücklich war.

Positiv und zuversichtlich bleiben auch wenn es nicht immer einfach ist. Das hier und jetzt zusammen geniessen! Möglichst viel Lachen und fröhlich sein, soweit es der Moment zulässt. Mit aller Liebe unterstützen und beistehen. Das würde ich anderen mitgeben.“

Roman begleitete seine Frau durch ihre Brustkrebserkrankung. Er konnte ihr beistehen indem er aufmerksam war und auf ihre Bedürfnisse einging; ihr zeigte, dass sie bei ihm sicher war und er immer für sie da war; sie zu allen Terminen begleitete; indem sie gemeinsam die schönen Seiten des Lebens genossen.

„Die Hoffnung nicht verlieren, dranbleiben und weiterkämpfen.“

Valentin, Sohn einer Brustkrebs-Patientin

Aus der Sicht eines Angehörigen

„Als mich meine Mutter über ihre Diagnose informiert hat, fühlte ich mich niedergeschlagen, überrascht und fand es unfair, da mein Vater auch schon Krebs hatte. Besonders schwer war es zuzusehen, wie die Auswirkungen der Chemotherapie waren (Haarausfall, Energielevel hat abgenommen, Gesicht hat sich verändert).
Meine Mutter ist jetzt seit mehreren Jahren krebsfrei. Unsere Familie war von Anfang an positiv eingestellt. Mir persönlich hat es geholfen mit der Familie und Freunden über die Situation zu sprechen.“

Valentin begleitete seine Mutter durch ihre Brustkrebserkrankung. Durch emotionale Unterstützung, Unterstützung beim Kochen und im Haushalt, konnte er seiner Mutter während ihrer Krankheit beistehen.

„Nützen Sie die Zeit. Verbringen sie so viel Zeit wie möglich mit Ihren Nächsten.“

C., Onkologe

Aus der Sicht eines Onkologen

„Für die Betroffenen ist es wichtig in schwierigen Situationen Menschen zu haben, die da sind, wenn man sie braucht. Es ist eine riesiger Einschnitt ins Leben, der völlig unerwartet kommt.
Als besonders herausfordernd empfinde ich die Ungewissheit. Die Betroffenen und die Angehörigen wissen nicht, was auf sie zukommt. Das löst grosse Ängste aus. Auch die Nebenwirkungen der Therapie wie Übelkeit, Fatigue, verändertes Körperbild etc. erlebe ich als grosse Herausforderung.

Wichtig ist eine ehrliche und umfassende Information über die Krankheitssituation und die Therapiemöglichkeiten. Wichtig ist, dass man versucht, auch in schwierigen Situationen Hoffnung zu vermitteln.“

C. begleitet Betroffene und Angehörige als Onkologe. Hierbei schöpfen sie die medikamentösen Massnahmen aus. Sie bieten Zeit für Gespräche und bemühen sich, erreichbar zu sein. Falls gewünscht stehen weitere Unterstützer wie Psycho-Onkologinnen oder Seelsorgerinnen zur Verfügung.

„Immer an der Hoffnung auf Heilung festhalten.“

Y., Gynäkologin

Aus der Sicht einer Gynäkolgin

„Die Zeit der Ungewissheit während des Wartens auf die Befunde erlebe ich als besonders grosse Herausforderung. Ebenso den Haarausfall bei der Chemo und generell das Tragen / Ertragen des Schicksals, respektive der Dauertherapie, wenn keine Heilung mehr möglich ist.

Der Umgang mit der Diagnose ist sehr unterschiedlich - je positiver die Patientin denkt oder eingestellt ist (trotz schwieriger Diagnose!), desto besser die Lebensqualität. Für die Lebensqualität ist Hoffnung auf Heilung oder positives Denken grundsätzlich extrem wichtig. Es inspiriert mich, wenn betroffene Frauen das Leben trotz der Diagnose und Therapie geniessen können!
Ich wünsche mir mehr Zufriedenheit und Dankbarkeit, insbesondere wenn man nicht mit Brustkrebs oder einer anderen Krebsdiagnose konfrontiert ist.“

Als Gynäkologin begleitet Y. Betroffene bei der Diagnose und während der Erkrankung. Als besonders wichtig empfindet sie neben schulmedizinischen auch paramedizinische, ergänzende Behandlungsoptionen anzubieten, wie Iscador, TCM, onkologische Gesprächstherapie, Bewegungstherapie, Yoga usw.

„Wir lachen sehr viel und oft mit unseren Patientinnen und Patienten.“

R., Pflegefachfrau Onko-Ambulatorium

Aus der Sicht einer Pflegefachfrau

„Machtlosigkeit, Verunsicherung und Kontrollverlust, der alle Lebensbereiche betrifft, kann durch diese existenzielle Bedrohung bei Betroffenen ausgelöst werden. Man könnte es eine traumatische Krisenerfahrung nennen.
Sich all diesen Phasen zu stellen, empfinde ich als eine der grössten Herausforderungen. Oft ist der Zeitpunkt der Verarbeitung bei Betroffenen und deren Angehörigen versetzt. Auch über Ängste zu sprechen fällt oft schwer. Man möchte sich gegenseitig schützen und stark sein. Wichtige Bedürfnisse, die bei jedem Menschen anders sind, werden dann unterdrückt.
Ob Betroffene oder Angehörige, jeder durchlebt seinen eigenen Prozess. Ich würde raten, sich gegenseitig zu erzählen, was einem in der jeweiligen Phase bewegt. Wo Ängste sind, wo Freude, wo Hoffnung.

Ich erlebe, dass einerseits das Bewusstsein über die eigene Endlichkeit, andererseits die Gegenwart zu geniessen und dankbar zu sein für das, was man hat, sich positiv auswirken kann. Dazu gehört auch der Krankheit den Kampf anzusagen und inne zu halten, was einem wichtig ist im Leben. Auf das Positive zu schauen und die Hoffnung zu bewahren, halten einem am Leben und machen es Lebenswert!“

Als Pfegefachfrau begleitete R. bereits mehrere Betroffene in ihrem individuellen Krankheitsprozess. Im Rahmen des Tumorzentrums wird eine breite Unterstützung mit einem Ansatz des holistischen Menschenbild, der Körper, Geist und Seele als eine Einheit betrachtet, geboten.